ECHT – EMPOWERED – ERFOLGREICH

Interview mit Mag. Isabella Lehner, MBA

Mit Begeisterung neue Aufgaben meistern, Ja sagen statt Zögern und sich etwas Zutrauen. So beschreibt Isabella Lehner, die mit 36 Jahren als erste Frau in den Vorstand der Oberbank berufen wurde, ihr Erfolgsgeheimnis. Sie ist damit ein Vorbild für viele junge Frauen und sie und ihr Institut unterstützen heute aktiv Kolleginnen, Karriere zu machen.

Das eine Schlüsselerlebnis gab es nicht, das für ihre Karriere ausschlaggebend war, erzählt Isabella Lehner. Ihr „Geheimnis“ steckt in der täglichen Arbeit und an ihrem Zugang zu Arbeit. „Meine Arbeit hat mir immer sehr viel Spaß gemacht“, sagt sie mit tiefer Überzeugung. Lehner beschreibt ihren Zugang zu Arbeit so: „Ich habe mich immer auf neue Inhalte und Aufgaben fokussiert. Ich komme aus der Entwicklung und wollte etwas weiterbringen.“ Ihre „Ja-das-kann-ich“-Mentalität hat sie in ihrer Karriere rasch weitergebracht. „Das ist mein Tipp für junge Frauen, die vor einer neuen Herausforderung stehen. Man wächst in eine neue Aufgabe hinein. Es ist nicht zielführend sich zu überlegen, gibt es einen kleinen Teilbereich, bei dem ich mich nicht auskenne“, betont die Spitzenmanagerin. Offenheit für Neues ist eine der Schlüsseleigenschaften.

Grundstein für eine steile Karriere - umfassendes Know-how aufbauen 

Unterschiedliche, neue Sachen und Themen anzusehen sind der Grundstein für eine steile Karriere. „Wer viele verschiedene Dinge sieht, baut umfassendes Know-how auf“, ist sie überzeugt. Ihr persönlicher Einsatz wurde vom Top-Management gesehen. Das war das Fundament für die Vorstandsposition. In der Oberbank wird geschaut, wo gibt es motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie meistern sie die Aufgaben. Wenn man es gut macht, wird das gesehen und man wird gefördert. Die Oberbank setzt dabei auf ein Mentoren-Programm. „Mentoren und Führungskräfte, die die Potenziale und die Entwicklungsfelder erkennen, sind entscheidend“, so Lehner. Seit Mai gibt es in der Oberbank neun „Tandempaare“. Der Großteil sind weibliche Tandempaare – bereits etablierte weibliche Führungskräfte mit einer jungen Kollegin. „Es geht uns darum andere weibliche Potenziale, die noch keine Führungsfunktion haben, gut vorzubereiten“, sagt sie. Natürlich gibt es auch Tandems mit Mann und Frau. Aber: „Die Damen waren sehr aktiv“, unterstreicht Lehner.

Frauen in Führungspositionen sind ein wichtiges Signal für andere

Lehner ist sich ihrer Vorbildrolle bewusst. Sie selbst hat vor 13 Jahren als Praktikantin nach ihrem Studium in der Oberbank ihre Laufbahn gestartet. Die Ernennung zum Vorstand hat viele Reaktionen ausgelöst. „Nach der Ernennung kam eine erste positive Reaktionswelle – viele Mitarbeiterinnen haben mir geschrieben, wie wichtig es für sie ist nun eine Frau im Vorstand zu sehen. Ich kriege jetzt immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke“, erzählt sie.  In diesem Moment sei es ihr erst richtig bewusst geworden, was es bedeutet, die erste Frau im Vorstand der Oberbank zu sein. „Das war ein Moment, der mir die Augen geöffnet hat, wie wesentlich es ist, Frauen in Führungspositionen zu sehen, weil es einfach ein wichtiges Signal für andere ist“, sagt sie.  Für Lehner ist es wichtig, dass es mehr Diversität in der Führungsetage gibt. „Dazu müssen wir auch gut in allen Führungsebenen aufgestellt sein“, weiß sie. Mit dem Projekt „oberbank4women“ werden heute ganz gezielt Frauen in der Bank gefördert und mehr Frauen in Führungspositionen gebracht.

Sichtbar machen

Und was sie den jungen Kolleginnen in der Bankenbrache mitgeben möchte: „Wir haben es alle selbst in der Hand. Man sollte nicht darauf warten, dass jemand fragt, ob man eine Position übernehmen will. Wenn ein spannender Job oder eine Aufgabe intern ausgeschrieben wird, dann bewerbt euch. Macht euch sichtbar“, lautet ihr Appell.


„Ja, das kann ich!“

Isabella Lehner wurde bereits mit 36 Jahren in den Vorstand der Oberbank berufen und ist damit Vorbild für viele junge Frauen in der Branche. Ihr Erfolgsgeheimnis: Spaß an der Arbeit, ja zu neuen Aufgaben und Themen zu sagen und sich viel zuzutrauen.

© Oberbank AG

Isabella Lehner im Interview mit Doris Zingl
 

Zingl: Sie sind 2023 mit gerade 36 Jahre in den Vorstand der Oberbank aufgerückt. Das ist für viele Frauen ein Vorbild. Gibt es ein Schlüsselerlebnis, das ihre Karriere vorangetrieben hat, oder eine Person, die Sie inspiriert hat?

Lehner: Es gibt nicht das eine Schlüsselereignis. Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen, meine Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich immer auf neue Inhalte und Aufgaben fokussiert. Ich komme aus der Entwicklung und wollte etwas weiterbringen. Dieser Einsatz wurde gesehen. Es ist wichtig, offen für Neues zu sein und seinen Horizont zu erweitern, weil man so viele verschiedene Dinge sieht und umfassendes Know-how aufbaut. In der Oberbank wird geschaut, wo gibt es motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie meistern sie die Aufgaben. Wenn man es gut macht, wird man gesehen und man wird gefördert.
 

Zingl: Das heißt, es gab keinen konkreten Bauplan für ihre Karriere. Die Freude und der Spaß an den Aufgaben und offen zu sein für neue berufliche Herausforderungen hat Ihre Karriere vorangetrieben?

Lehner: Ja sagen! Das ist mein Tipp. „Ja, das kann ich.“ Und nicht bei einer neuen Aufgabe überlegen, gibt es einen kleinen Teilbereich, bei dem ich mich nicht auskenne. Man wächst in neue Aufgaben hinein. Wenn man offen ist für Neues und weiß, wie man sich strukturiert erforderliche Informationen verschafft. Das sind die Eigenschaften, die einen befähigen, sich überall zurechtzufinden.
 

Zingl: Offen sein für Neues und sich die Dinge zutrauen? Das sind die Meilensteine bei Ihrer Karriere bis zum Vorstand?

Lehner: Es braucht zudem Personen, die das Potenzial in einem erkennen, fördern und einen fordern. Das ist wichtig auf dem Weg: Mentoren und Führungskräfte, die die Potenziale und die Entwicklungsfelder erkennen.
 

Zingl: Das heißt, für Sie war ein konkreter Mentor im Haus ein wichtiger Faktor für die Karriere? Wenn wir jetzt schon bei Mentoren sind, haben Sie selbst auch einen Mentee, wenn Sie sagen, das war wichtig für meine Karriere?

Lehner: Wir haben ein Mentorenprogramm in der Oberbank. Hier haben wir uns in einem ersten Schritt bewusst dazu entschieden, dass Führungskräfte, allerdings nicht Vorstände Mentees haben. Einfach aus dem Grund, damit sich niemand bevorzugt oder benachteiligt fühlt. Aber ich unterstütze in meinem Bereich junge Kolleginnen und Kollegen. Wenn ich mitbekomme, dass jemand gerade ein bisschen zweifelt, dann hole ich mir die Person zu mir und führe dann ein Gespräch und versuche zu motivieren.
 

Zingl:  Gibt es im Mentoring-Programm der Oberbank bei der Auswahl der Mentees in Bezug auf Chancengleichheit geschlechterspezifische Vorgaben, wie werden die Mentees ausgesucht?

Lehner: Wir haben seit Mai neun Tandempaare. Der Großteil sind weibliche Tandempaare – bereits etablierte weibliche Führungskräfte mit einer jungen Kollegin. Es geht uns darum andere weibliche Potenziale, die noch keine Führungsfunktion haben, gut vorzubereiten. Wir haben natürlich auch Tandems mit Mann und Frau. Der Mentee kann sagen, wen sie oder er gerne als Mentorin oder Mentor hätte. Ebenso konnten sich die Mentorinnen und Mentoren melden. Und da waren die Damen sehr aktiv dabei.

Zingl: In der Unternehmenskultur der Oberbank wird Chancengleichheit und Diversität großgeschrieben. Wie war das bei Ihnen als Sie als erste Frau in den Vorstand der Oberbank eingezogen sind?

Lehner: Wenn man so jung wie ich in den Vorstand kommt, löst das durchaus eine Reaktion aus. Nach der Ernennung kam eine erste positive Reaktionswelle – viele Mitarbeiterinnen haben mir geschrieben, wie wichtig es für sie ist nun eine Frau im Vorstand zu sehen. Ich kriege jetzt immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Da ist mir richtig bewusst geworden, was es bedeutet, die erste Frau im Vorstand der Oberbank zu sein. Das war ein Moment, der mir die Augen geöffnet hat, wie wesentlich es ist, Frauen in Führungspositionen zu sehen, weil es einfach ein wichtiges Signal für andere ist. Es ist wichtig mehr Diversität in der Führungsetage zu haben. Dazu müssen wir auch gut in allen Führungsebenen aufgestellt sein. Daher habe ich in meinem ersten Jahr im Vorstand mit der HR gemeinsam an dem Projekt „oberbank4women“ gearbeitet – um ganz gezielt Frauen in der Bank zu fördern und mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.
 

Zingl: Erzählen Sie mir mehr über das Projekt „oberbank4women“.

Lehner: Unter anderem schauen wir z.B. speziell auf unsere Mitarbeiterinnen mit Potenzial, die noch nicht in Führung sind, und laden diese in kleinen Runden zu Gesprächen und Terminen mit Führungsvorbildern ein. Die Mitarbeiterinnen können dann offen fragen: „Wie war der Karriereweg? Was waren Hürden? Was war hilfreich?“ Mein Tipp: Seid einfach mutig. Traut euch was zu. Wenn ihr ein Stelleninserat lest, wo eine Führungskraft ausgeschrieben wird, denkt nicht „die zwei Punkte von den zehn Anforderungen erfülle ich nicht“ - sagt euch lieber „bis auf die zwei Punkte kann ich alles. Es ist oft eine Frage eines anderen Zuganges.
 

Zingl: Was möchten Sie jungen Frauen für die Karriere mitgeben?

Lehner: Wir haben es alle selbst in der Hand. Man sollte nicht darauf warten, dass jemand fragt, ob man eine Position übernehmen will. Wenn ein spannender Job oder eine Aufgabe intern ausgeschrieben wird, dann bewerbt euch. Macht euch sichtbar.
 

Zingl: Der Vorstand der Oberbank ist mit Oktober 2024 mit fünf Vorstandsmitgliedern besetzt, davon sind zwei Frauen und drei Männer. Gut ein Jahr nachdem Sie als erste Frau in eine Vorstandsposition bestellt wurden folgt nun rasch eine weitere Frau nach.

Lehner: Das ist ein starkes Zeichen. Diversity im Vorstand ist wichtig. Aber nicht nur dort, sondern auch auf jeder Führungsebene, weil einfach andere Perspektiven und Blickwinkel reinkommen, Sachverhalte und Projekte auf eine andere Art hinterfragt und gedacht werden.
 

Zingl: Haben Sie eigentlich im Laufe Ihrer Karriere jemals eine Art der Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechtes erfahren? Und wenn ja, wie geht man damit am besten um?

Lehner: Nein, eine direkte Diskriminierung habe ich nicht wahrgenommen. Aber als ich als junge Frau im IT-Bereich angefangen habe, war es durchaus nicht leicht sich zu behaupten. Ich kann mich sehr gut erinnern, dass eigentlich immer ich gebeten wurde einen Kaffee zu holen und Protokolle zu schreiben. Da wird man dann irgendwo in so eine Schublade reingedrängt und nicht ernst genommen. Ich habe einfach einmal gesagt, ja, ich möchte auch einen Kaffee, und bin sitzen geblieben. Siehe da: Ein anderer Kollege ist aufgestanden und hat auch mir einen Kaffee gebracht und in diesem Team hat mich nie wieder jemand gefragt, Kaffee zu holen.
 

Zingl: Abschließend noch eine Frage: wenn heute eine junge Mitarbeiterin auf Sie zukommt und sagt „Isabella, was ist Dein Tipp für eine erfolgreiche Karriere?“ Was ist Ihre Antwort?

Lehner: Das Wichtigste ist sich auf das Thema und auf die Arbeit zu konzentrieren und zu schauen, dass man immer eine gute Leistung erbringt, denn darauf kommt es am Ende an. Man muss zudem mutig sein und sich Neues zutrauen. Nicht immer der 100-Prozent-Anspruch. Aber man braucht zudem Durchhaltevermögen – auch wenn es mal ein bisschen holprig wird, oder ein Projekt nicht rennt. Gerade dann lernt man oft am meisten. Das ist auch eine Art Ausbildung. Entwicklung dauert seine Zeit.