FACT – FINDING – FINANCE

Im Gespräch mit Dr. Magnus Brunner, LL.M.

Mit der Expertise von Vielen wurde eine umfassende nationale Finanzbildungsstrategie entwickelt, die in den kommenden fünf Jahren in Österreich umgesetzt wird, um den Bürgerinnen und Bürgern mehr Wissen zu Finanzthemen und wirtschaftlichen Zusammenhängen zu vermitteln.

Vor kurzem hat das BMF die Österreichische Finanzbildungsstrategie ins Leben gerufen. Was sind die Ziele und was erwarten Sie sich dadurch für das finanzielle Wohlbefinden der Bürger:innen?

Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher schätzt ihr Finanzwissen als sehr oder eher schlecht ein. Dabei ist Finanzbildung wesentlich für das eigene finanzielle Wohlergehen. Eine solide Basisfinanzbildung und ein Grundverständnis des Wirtschaftskreislaufs ist notwendig, um ökonomische Zusammenhänge zu verstehen und individuelle Finanzentscheidungen treffen zu können sowie die finanzielle Widerstandsfähigkeit in Krisensituation zu erhöhen. Es ist also ganz entscheidend, die Basisfinanzbildung der Österreicherinnen und Österreicher zu heben. Genau das tun wir mit der nationalen Finanzbildungsstrategie für Österreich, die innerhalb der nächsten fünf Jahre laufend in die Tat umgesetzt wird.
 

Als Finanzminister müssen Sie aber auch stets das große Ganze mitdenken. Was werden die Auswirkungen der Strategie auf die Gesellschaft und die österreichische Wirtschaft sein?

Mit guter Finanzbildung kann man fundierte Entscheidungen in täglichen Konsumfragen treffen, mit dem persönlich verfügbaren Budget besser haushalten und auch Vorsorge- und Sparprodukte einordnen und für sich nutzen. Unser Ziel ist, dass die Österreicherinnen und Österreicher in Finanzfragen ein größeres Selbstbewusstsein aufbauen und sich fit und informiert fühlen, um eigene nachhaltige Finanzentscheidungen unabhängig treffen zu können. Das Wichtigste an der Umsetzung der nationalen Finanzbildungsstrategie ist also, dass Bürgerinnen und Bürgern ein selbstbestimmteres Leben ermöglicht wird. Das bedeutet, dass jede und jeder Einzelne besser mit Krisenzeiten umgehen kann, genauso aber in ruhigeren Zeiten kluge finanzielle Entscheidungen treffen kann. Für die eine Person kann das der Weg aus Konsumkrediten sein, für die andere der Weg auf den Kapitalmarkt und für eine weitere etwa die Ergänzung der staatlichen Pension durch eine betriebliche oder private. Wenn man sich die Vielfältigkeit der Finanzbildungsangebote ansieht, die im Rahmen der Strategie angeboten werden. können viele positive Entwicklungen in unterschiedlichen Bereichen und Zielgruppen angestoßen werden.
 

Wo und durch wen findet Ihres Erachtens Finanzbildung am besten statt? Elternhaus, Schule, oder können auch Banken einen Beitrag leisten?

Die nationale Finanzbildungsstrategie wurde gemeinsam mit mehr als 50 Stakeholdern erarbeitet, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen großen Einblick für das Themenfeld einbringen. Der Schule kommt natürlich große Bedeutung zu, gleichzeitig braucht es auch ein großes Angebot für Erwachsene. Zudem sollen Banken einen Platz in der Finanzbildung einnehmen, da sie sehr nahe an den Bürgerinnen und Bürgern sind und diese gut begleiten können. Dabei ist eine klare Trennung zwischen operativen Geschäft und den Bildungsaktivitäten sehr wichtig. Von Schuldnerberatungen über die Oesterreichische Nationalbank bis hin zu Universitäten und Vereinen gibt es unterschiedliche, sehr wirkungsvolle Akteure in Österreich. Mit Hilfe der Strategie möchten wir erreichen, dass noch stärker zusammengearbeitet wird und auch die Expertise der „Vielen“ unter einem gemeinsamen Dach stärker zum Vorschein kommt.
 

Hohe Inflation und hohe Immobilienpreise – wie können sich junge Leute ein Eigenheim noch verwirklichen und was kann Finanzbildung hierzu leisten?

Einer kürzlich durchgeführten Umfrage zufolge wissen etwas mehr als ein Drittel der Befragten nicht, was der Begriff Inflation bedeutet. Finanzbildung soll eine Grundlage bieten, um solche Begriffe überhaupt zu verstehen und die Auswirkungen auf die eigene Lebenswelt einordnen zu können. Ein gutes Basisverständnis von finanziellen und wirtschaftlichen Themen ist von alltäglichen Konsumentscheidungen bis zu großen Lebensentscheidungen wie den Kauf eines Eigenheims eine wichtige Voraussetzung, um auch finanziell ein gutes Leben führen zu können.
 

Welchen Tipp können Sie jungen Steuerzahler:innen mit auf den Weg geben?

Für finanziellen Erfolg ist es wichtig, sich bereits früh mit den eigenen Finanzen auseinander zu setzen und gut damit umzugehen. Dabei muss man nicht immer jedes Thema bis ins kleinste Detail verstehen, aber es ist wichtig zu wissen, wo man sich Hilfe oder Informationen suchen kann, um eine bestmögliche und nachhaltige Finanzentscheidung zu treffen. Auf der Website des Finanzministeriums unter https://www.bmf.gv.at/ministerium/nationale-finanzbildungsstrategie.html findet man viele Angebote im Bereich der Finanzbildung, mit denen man sich informieren und fortbilden kann. Jede und jeder kann etwas lernen, daher lade ich alle herzlich ein, nachzusehen und die Angebote im Rahmen der nationalen Finanzbildungsstrategie zu nutzen.