Der Bankenverband "ist immer am Ball" - so lautete das Motto der 77. Generalversammlung des Bankenverbands, die am Mittwochnachmittag in der Wiener Urania stattgefunden hat.

„Der Bankenverband ist eine proaktive und dialogbereite Branchenvertretung, die bei allen relevanten Banken- und Finanzthemen für Unternehmen wie für private Haushalte am Ball bleibt“,

erklärt Robert Zadrazil, Präsident des Bankenverbands und Vorstandsvorsitzender der UniCredit Bank Austria, bei seinem Eröffnungsstatement.

„Wir verstehen uns einerseits als Partner und Servicestelle und andererseits als starke Stimme für unsere Mitgliedsunternehmen. Wir treiben Zukunftsthemen voran und möchten mit einem aktiven Informationsmanagement Wissen transportieren“,

betont Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbands.

„Es war ein Jahr der Extreme“, betont Zadrazil bei seinem Rückblick auf 2022 und ergänzt: „Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen konnte sich die österreichische Wirtschaft gut behaupten und zu Jahresbeginn 2023 erholte sich die Stimmung etwas.“ Zum vielfach kontrovers diskutierten Thema Inflation sagt der Bankenverbandspräsident: „Die Bekämpfung der Inflation gestaltet sich in Österreich weiterhin schwierig und unser Land bleibt hinter dem Euroraum-Durchschnitt zurück.“

Banken sind „Schlüssel für die grüne Wende“
„Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen haben nochmals die Dringlichkeit von ESG und Green Investments verstärkt“, unterstreicht Zadrazil. „Die laufende Transformation erfordert hohe Investitionen“, so der Bankenverbandspräsident und führt weiter aus: „Rund 80 Prozent der Investitionen, die für die Erreichung der Klimaziele notwendig sind, betreffen die ökologisch nachhaltige Ausrichtung der gesamten Prozess-, Produktions- und Lieferketten.“ Der Bankensektor sei „der Schlüssel für die grüne Wende“. Denn den Banken und dem Kapitalmarkt komme die Funktion zu, die Geldströme in zukunftsträchtige und klimaschonende Investitionen zu lenken. Der Bankenverbandspräsident fordert: „Nutzen wir in Österreich endlich verstärkt auch den Kapitalmarkt als ‚Ermöglicher‘, um die ambitionierten Ziele der Klimatransformation zu erreichen.  Schaffen wir entsprechende Anreize für Anlegerinnen und Anleger, damit die Menschen in eine nachhaltige Zukunft investieren und gleichzeitig Wertverlusten durch die Inflation entgegenwirken können. Milliarden Euro könnten für die Klimatransformation in Bewegung gesetzt werden, wenn beispielsweise eine KESt-Befreiung bei Einhaltung einer Behaltefrist eingeführt wird und wenn bei Pensionskassen und betrieblichen Vorsorgekassen das zulässige Investitionsuniversum geöffnet wird“, so Zadrazil.

Der Staat kann die grüne Transformation nicht allein finanzieren
„Bei der Inflation ist Besserung in Sicht“, betonte Finanzminister Magnus Brunner bei seinem Statement in der Diskussion mit Kurier-Ressortleisterin Sandra Baierl bei der Bankenverbands-Generalversammlung. Am darauffolgenden Tag wurde bekannt, dass mit dem Rückgang der Inflation in Höhe von knapp einem Prozentpunkt auf 8,8 % der niedrigste Wert seit fast einem Jahr erreicht wurde. Zu den Gründen der noch immer hohen Inflation zählen der Warenkorb mit dem Fokus auf Gastronomie und Tourismus und die hohen Lohnabschlüsse. „Wir haben mit Belgien die höchsten Lohnabschlüsse in Europa. Jeder Prozentpunkt höherer Lohnabschluss bedeutet 0,3 Prozent höhere Inflation.“ Zum Thema „grüne Transformation“ sagte der Finanzminister: „Der Staat kann die Transformation nicht allein finanzieren. Wir müssen auch privates Kapital mobilisieren“ und kündigt eine Neuauflage der Green Bonds an. „Green Bonds wurden vom Markt gut angenommen und siebenfach überzeichnet“, so Brunner. Auf die Frage der Bedeutung des digitalen Euro antwortet Brunner, dass dies für den Interbankenbereich relevant sein werde und nur „ergänzend“ sein kann. Sonst sieht er die Entwicklung „zurückhaltend und skeptisch“ und betont, dass es noch keine politischen Gespräche auf europäischer Ebene dazu gab.

Finanzbildungsinitiative „Fact Finding Finance“
Die Förderung von Finanzbildung wird im Bankenverband seit vielen Jahren gelebt. 2022 wurde mit der Initiative „Fact Finding Finance“ ein Schwerpunkt auf das Thema Financial Literacy gesetzt. „Mit einer eigenen Landingpage, einem Podcast, einem Quiz und einer Advertorial-Serie haben wir starke Akzente gesetzt und auf das Thema aufmerksam gemacht“, sagt Resch. „Finanzbildung spielt im österreichischen Bildungssystem leider bis heute eine untergeordnete Rolle. Wir treiben die Vermittlung von Finanzwissen aktiv voran. Mit unseren Angeboten schaffen wir attraktive Möglichkeiten zur Vermittlung von Finanzwissen“, so der Generalsekretär weiter. 2022 wurden zudem die bestehenden Maßnahmen weitergeführt: Mit dem Bankenverbandspreis werden jährlich 25.000 Euro an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, die im Rahmen ihres Studiums oder ihrer Habilitation Arbeiten im Bereich Wirtschafts- und Bankenrecht verfassen. Mit dem „European Money Quiz“, dem Bankenplanspiel „Schulbanker“ sowie dem Projekt „Jugend-Zeitung-Wirtschaft“ hat der Bankenverband 2022 verschiedene Maßnahmen zur Förderung von Finanzwissen umgesetzt.

Studien und ökonomischer Ausblick
„Wissen und Informationen schaffen einen Vorsprung und sind eine fundierte Entscheidungsgrundlage“, ist Resch überzeugt. Deshalb hat der Bankenverband auch im vergangenen Jahr wieder mit umfassenden Studien relevante Themenbereiche untersucht und mit dem „ökonomischen Ausblick“ eine internationale volkswirtschaftliche Perspektive eröffnet. „Mit der Studie ‚So zahlt und spart Österreich‘ haben wir das aktuelle und künftige Zahlungsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher analysiert. Wir erhalten damit einen wertvollen Einblick in die Wünsche der Bankkunden“, sagt Resch. „Zum ökonomischen Ausblick laden wir halbjährlich deutsche und österreichische Spitzen-Volkswirte, um die geopolitischen, ökonomischen und bankenspezifischen Themen international beleuchten zu können“, erläutert Resch abschließend.

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