Für eine erfolgreiche Energiewende bis 2040 sind in den nächsten Jahren hohe Investitionen nötig. Die Banken sind ein wichtiger Partner bei der Energiewende, zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von Bankenverband und Boston Consulting Group.
Allein im Immobiliensektor werden für energieeffiziente Sanierungen und Neubauten jährliche Investitionen von rund 2,6 Milliarden Euro nötig sein, davon entfallen 85 Prozent auf den privaten Wohnbau, das ergab eine aktuelle Analyse der Boston Consulting Group.
„Energiewende bedeutet auch, Bestehendes zukunfts- und klimafit zu machen. Der Finanzwirtschaft kommt also bei der Transformation hin zu einer CO2-reduzierten Wirtschaft eine zentrale Funktion zu. Denn die Lenkung der Geldströme in zukunftsträchtige, klimaschonende Industrien, Aktivitäten und Initiativen ist und wird eine zentrale gemeinsame Herausforderung der Zukunft sein. Allein das jährliche Kreditvolumen aller österreichischen Banken beträgt deutlich mehr als 400 Milliarden Euro“, sagt Robert Zadrazil, Präsident des Österreichischen Bankenverbandes und CEO der UniCredit Bank Austria AG.
„Der Bankenverband greift gesellschaftsrelevante und zukunftsweisende Themen auf und treibt diese voran. Die Energiewende ist unbestritten eines dieser Zukunftsthemen. Deshalb haben wir gemeinsam mit der Boston Consulting Group diese Umfrage durchgeführt“, erläutert Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes.
Wie die Analyse zeigt, werden voraussichtlich rund 70 Prozent des benötigten Investitionsvolumens durch Fremdkapital finanziert werden. Das entspricht jährlich rund 1,8 Milliarden Euro und etwa 10 Prozent des jährlichen Neugeschäfts an Immobilienkrediten. Die Boston Consulting Group geht dabei von einem kontinuierlichen Anstieg der Investitionen aus. Für die 2020er Jahre wird ein Investitionsbedarf von im Schnitt 2,3 Milliarden Euro pro Jahr erwartet, für die 2030er Jahre steigt dieser Betrag auf rund 2,9 Milliarden Euro jährlich. Grund für die steigenden Investitionssummen sind die aktuellen Materialengpässe und der Handwerkermangel.
„Der Bereich Gebäudesanierung stellt für die Banken schon heute ein wichtiges Segment dar, welches in Zukunft stetig weiterwachsen wird“, erklärt Lukas Haider, Managing Director und Partner sowie Leiter von BCG Österreich, und ergänzt: „Dieses Finanzierungsvolumen können Österreichs Banken gut stemmen – aus finanzieller Sicht ist die Klimatransition des Gebäudesektors in Österreich also gesichert“.
Der Trend in Österreich geht eindeutig zum nachhaltigen Wohnen, das zeigt die klare Bereitschaft der Österreicher, in die eigenen Immobilien zu investieren. 2021 hat die Bausparkasse Wüstenrot mit 969 Millionen Euro den privaten Wohnbau finanziert.
„Mit 42 Prozent ist die Investitionsbereitschaft in das eigene Zuhause sehr hoch, trotzdem besteht in Österreich ein deutlicher Aufholbedarf bei der Sanierungsrate sowie bei der Sanierungsförderung“, so Susanne Riess, Vizepräsidentin des Bankenverbands und Vorstandsvorsitzende der Bausparkasse Wüstenrot AG.
Die UniCredit Bank Austria AG bestätigt diesen Trend. Allein im Firmenkundenbereich stellte die Bank im Vorjahr bereits rund 1,1 Milliarden Euro an grünen Immobilien-Finanzierungen zur Verfügung, etwa in Form von „Green Loans“ – bei einem Gesamtvolumen der Immobilien-Finanzierungen im Firmenkundenbereich von rund 3,1 Milliarden Euro. Im Privatkundengeschäft belief sich 2021 das Finanzierungsvolumen für den Bereich Bauen und Wohnen auf rund 3 Milliarden Euro, davon entfielen 270 Millionen Euro auf nachhaltige Bau- und Wohnfinanzierungen bzw. nachhaltige Konsumkredite. Der Schwerpunkt lag in beiden Geschäftsbereichen auf der energieeffizienten Gebäude-Sanierung und Gebäude-Neuerrichtung.
Nachhaltigkeit ist bereits ein essenzieller Bestandteil der Unternehmensstrategien der österreichischen Banken. Bereits jetzt gibt es ein breites Angebot an Finanzierungen. Damit die Banken als Partner bei der Energiewende ihr Potenzial ausschöpfen können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Wie die Umfrage von Bankenverband und Boston Consulting Group bei führenden Finanzinstituten zeigt, kann eine Reihe von Maßnahmen die effektive Umsetzung der Energiewende erleichtern und unterstützen.
„Bestandssanierungen und energieeffiziente Neubauten sollten gezielt forciert und stärkere finanzielle Anreize dafür geschaffen werden. Ebenso erforderlich sind eine bessere Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten der Unternehmen sowie die Einbindung aller Stakeholder in den Entscheidungsprozess rund um neue Regulierungen. Die österreichischen Banken stehen für die Finanzierung der Klima-Transition bereit. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden und allen anderen relevanten Stakeholdern die Energiewende in unserem Land zu einem Erfolg zu führen“, fasst Zadrazil zusammen.
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