Bankenverband und BCG zum Spar- und Anlageverhalten in Zeiten hoher Inflation

Die hohe Inflation schafft ein neues Bewusstsein für Vorsorge, Anlage und Wertverlust des Geldes. 51 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sagen, dass diese Themen „wichtiger“ geworden seien. Gleichzeitig fokussieren sie sich stärker auf konservative Sparformen.

„Drei Viertel setzen auf klassisches Sparen, ein knappes Viertel nutzt Fonds oder Aktien als Anlageform. Grund für die geringe Nutzung des Kapitalmarkts ist die Angst vor Geld- und Wertverlust, die unsichere wirtschaftliche Lage und das fehlende Finanzwissen“,

erläutert Dr. Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes, bei der Präsentation der Studie „Sparen und Anlegen in Zeiten hoher Inflation“, die Marketmind für den Bankenverband und die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) erstellt hat.

„Ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher ist sich nicht bewusst, dass drei Prozent Sparzinsen vor dem Hintergrund der derzeitigen Inflation den Wert des Ersparten nicht bewahren kann. Jene Anlageformen, die Verlust verhindern bzw. sogar einen Vermögensaufbau ermöglichen, sind wenig bekannt. Ein knappes Drittel kennt den Unterschied zwischen Aktien und Aktienfonds, acht Prozent wissen, was ETFs sind“,

erläutert Dr. Lukas Haider, BCG Managing Director and Partner, und betont:

„Mehr Beratung und Wissensaufbau könnte der Schlüssel zu mehr Rendite sein.“

30 Prozent der Befragten geben an, über Bank- und Finanzprodukte gut informiert zu sein. 70 Prozent haben dagegen noch Nachholbedarf.

„Wir sehen hier eine starke Diskrepanz zwischen Sparprodukten und Wertpapieren: 53 Prozent sagen, sie besitzen ausreichend Wissen zu Sparprodukten, aber nur 17 Prozent kennen sich mit Wertpapieren aus“,

unterstreicht Resch.

Aus der Studie geht allerdings auch hervor, dass mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher das aktuelle Zinsniveau nicht einschätzen können.

„56 Prozent wissen nicht, wie viel Zinsen sie derzeit im Durchschnitt für Spareinlagen bekommen“,

erläutert Haider.


Unterschätzte Effekte

„Die Studie zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der aktuellen finanziellen Situation und dem Wissen über Produkte und deren Effekte auf das eigene Vermögen gibt“,

betont der BCG-Partner und Finanzexperte Haider.

22 Prozent der Befragten sind mit dem Zinseszinseffekt vertraut. 73 Prozent haben darüber „schon einmal gehört“.

„Etwa die Hälfte der Personen, die den Begriff schon gehört haben, sind sich seiner positiven Auswirkung bewusst. Die Wirkung des Zinseszinseffekts wird typischerweise unterschätzt, gerade bei langfristiger Veranlagung“,

so Haider.


Image von Wertpapieren zurechtrücken

Sieben von zehn Österreichern machen sich Sorgen, dass ihr Erspartes durch die Inflationweniger wird.

„Geldentwertung ist die zweitgrößte Sorge, die die Inflation auslöst, gleichnach dem teurer werdenden täglichen Einkauf“,

sagt Bankenverband-GeneralsekretärResch.

„45 Prozent der Befragten versuchen noch stärker Geld zurückzulegen, um besserabgesichert zu sein, 17 Prozent wollen auf riskantere Anlagen mit höherer Ertragschancezum Geldwerterhalt setzen“,

erklärt Resch und erläutert, dass die Nutzung vonWertpapieren ein differenziertes Gesellschaftsbild zeigt. Männer nutzen fast doppelt sohäufig als Frauen Wertpapiere. Österreicher mit höherem Bildungsgrad investieren 1,5-malöfter in Wertpapiere.

„Investitionen in Wertpapiere sind nicht Roulette, die Börse ist keinCasino. Wir müssen das Image von Veranlagungen in Wertpapiere zurechtrücken“,

sagt  Resch. Denn in ihren Zukunftsplänen zeigen sich die Befragten auch nicht affiner zu diesenProdukten: Weniger als 10 Prozent möchten Fonds, Aktien und Zertifikate im kommendenJahr neu nutzen.

„Trotz der geringen bis nicht vorhandenen Verzinsung auf Girokontenoder in der heimischen Sparbüchse bevorzugen bei einer geplanten Neuinvestition fastdoppelt so viele Österreicherinnen und Österreicher diese traditionellen Sparformengegenüber dem Schritt in die Welt der Wertpapiere.“,

unterstreicht Haider.


Hohes Potenzial mit Finanzbildung

Für den Bankenverband und BCG zeigen die Ergebnisse klar einen Auftrag RichtungFinanzbildung und Wissensaufbau zu Finanzthemen. Die Österreicherinnen undÖsterreicher wären dahingehend offen. Im Rahmen der Studie gaben 61 Prozent an, dasssie sich „Hilfe und Information“ von ihrer Bank und ihrem Bankberater wünschen. Frauenund jüngere Personen sind für externe Finanzberatung empfänglicher.

„Mehr Finanzbildungund mehr Wissen über Produkte, Effekte und Mechanismen kann neues Potenzial für jedenEinzelnen und den Kapitalmarkt heben. Wir können die Dynamik und dieBewusstseinsbildung, die in den vergangenen Monaten entstanden ist, dahingehendsinnvoll nutzen“,

so Resch abschließend.


Studiendetails:

Marketmind im Auftrag von Bankenverband und BCG
1.044 Befragte zwischen 18 und 70 Jahren, repräsentativ für Österreich nach Alter, Geschlecht, Bildung und Bundesland
Befragungszeitraum: Dezember 2023
 

Rückfragen:

BCG
Laura Diessl
Head of Marketing and Communications Austria
Tel.: +43 676 5797305
Diessl.Laura@bcg.com

Bankenverband
Image Angels Communications Agency
Tel.: +43 6644269900
bankenverband@image-angels.at




© Stefan Csaky

Presseaussendung  (PDF  168 kB)
Studie  (PDF  1 MB)

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